Auf “rundum außergewöhnliche Weise” wollten das ZDF und Familie Berben das Dienstjubiläum von Rosa Roth feiern. Die Berliner Hauptkommissarin ist zwar schon seit 13 Jahren im Dienst, doch ein Fall, “der die Grenzen des Herkömmlichen sprengt”, braucht natürlich auch eine ungewöhnlich lange Vorbereitung. Das gilt auch für die in drei Teilen erzählte Geschichte, und es ist fraglich, ob das Publikum diesen Weg mitgeht: “Der Tag wird kommen” beginnt auf verschiedenen Ebenen, die lange wie Parallelen ohne jede Verbindung nebeneinander herlaufen. Dank vieler prominenter Darsteller und der persönlichen Betroffenheit der Ermittler gelingt dem Amerikaner Nicholas J. Schofield, Autor auch der letzten “Rosa Roth”-Fälle, dennoch von Anfang an eine hintergründige Spannung. Ein schlichter Kunstgriff genügt, um gleich für Dramatik zu sorgen: Rosa Roth befindet sich offenbar in der Gewalt von Entführern, setzt sich aber zur Wehr, ein Auto überschlägt sich spektakulär; dann wird die Handlung in einer ausführlichen Rückblende aufgerollt. Schillerndster Gegenspieler ist ein holländischer Waffenhändler (Mario Adorf), dem es mithilfe eines Spezialisten gelungen ist, eine Plastikpistole herzustellen. Da die Munition ohne Schwarzpulver auskommt, passiert die zerlegte Waffe spielend jeden Metalldetektor. Dummerweise hat sich der übermüdete Hersteller der Patronen seinen Koffer klauen lassen. Die Ordnungshüter wissen jetzt zwar von der Existenz der neuen Waffe, haben aber natürlich keine Ahnung, wann und wo sie eingesetzt werden soll. Rosa Roth hat ohnehin ganz andere Sorgen: Ein Gangster (Sylvester Groth), den sie einst verhaftet hat, konnte die Polizei übertölpeln und fliehen. Da der BND außerdem einen Maulwurf in Roths Abteilung vermutet, wird sie auf Druck der ermittelnden BND-Beamtin (Anneke Kim Sarnau) vom Dienst suspendiert. Derweil ist ihre Freundin und Kollegin Karin (Carmen Maja Antoni) verschleppt worden. Und dann ist da noch ein Triebtäter (Jürgen Tarrach, heftig erblondet), der der Polizei auf der Nase herumtanzt. Einziger Trost für Rosa Roth ist eine vorsichtige Affäre mit einem BKA-Beamten (Ulrich Tukur). Die gewohnt konzentrierte Regie von Carlo Rola vermeidet konsequent jede Effekthascherei. Der Reiz der Geschichte ist intellektueller Art. Schon der Vorspann mit den vom Dalai Lama formulierten “Sieben Todsünden der modernen Gesellschaft” (Reichtum ohne Arbeit, Genuss ohne Gewissen, Politik ohne Prinzipien, Geschäft ohne Moral etcetera) macht deutlich, dass alle Beteiligten mit diesem Dreiteiler mehr im Sinn hatten als gewöhnliche Krimiunterhaltung. Aber das würden Rola, Oliver und Iris Berben vermutlich für jeden “Rosa Roth”-Film reklamieren. tpg.