21.10.2022
Uns wird in alten Geschichten an Wunderbarem viel erzählt:
Von rühmlichen Helden, von großem Leid,
von Freudentagen und Festtagen, von Schmerz und Trauer
und vom Kampf tapferer Helden könnt ihr jetzt Wunderbares erzählen hören.
(aus Das Nibelungenlied in der Übertragung von Lothar Voetz)
Hexen, Ritter, Drachen – seit Jahrhunderten prägen Märchen und Sagen unser Leben. Auch wenn der Wunsch, selbst Ritter werden zu wollen, mit dem Alter vielleicht verblassen mag, bleiben die großen Geschichten über Zauberei und Machtkämpfe auch für Erwachsene faszinierend. In unserer Kultur haben fantastische Geschichten einen Stellenwert wie sonst kaum ein anderes Genre. Von Büchern bis Serien finden sich deshalb unzählige sagenhafte Motive in der Fiktion. Eine der ältesten und berühmtesten Sagen dabei ist Das Nibelungenlied, das seit 2009 auch Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbe ist.
Schon bald kommt die Sage in neuem Gewand zurück. Mit HAGEN produziert die Constantin Film ein Fantasy-Epos für eine umfassende internationale Kino- und Fernsehauswertung unter Regie von Cyrill Boss und Philipp Stennert, die gemeinsam mit Doron Wisotzky auch das Drehbuch verfasst haben. Geplant ist sowohl ein Spielfilm als auch eine Serie aus zunächst sechs 45-minütigen Folgen. Zur Einstimmung auf das großangelegte Projekt werfen wir vorab einen genauen Blick auf die blutige Sage und den Roman, die hinter HAGEN stecken. Während es in der Sage vor allem um den altbekannten Helden Siegfried geht, interpretierte Wolfgang Hohlbein die Geschehnisse bereits 1986 in seinem Roman Hagen von Tronje neu und widmete sich mit Hagen einem im Kontext des Nibelungenliedes unerwarteten Titelhelden. Die nun geplante Verfilmung greift Hohlbeins Blickwinkel auf – aber fangen wir ganz vorne an.
Das Nibelungenlied ist eine der ältesten dokumentierten Heldengeschichten überhaupt. Die meisten der heute so bekannten und beliebten Fantasy-Reihen wurden von ihr beeinflusst. Sie geht laut der Badischen Landesbibliothek zurück auf das Jahr 1200 und ist damit weit über ein halbes Jahrtausend älter als Grimms Hausmärchen und mit 2440 Strophen auch deutlich länger.
In deutschen Schulen wird häufig die vereinfachte Handlung des Nibelungenlieds besprochen. Dabei geht es im ersten Teil um den Helden Siegfried, der einen Drachen erschlägt und nach einem Bad in dessen Blut unverwundbar wird. Nur eine Stelle am Rücken bleibt laut Sage vom Blut unberührt, da ihm beim Baden ein Lindenblatt zwischen den Schulterblättern klebt. Genau diese Stelle wird ihm zum Verhängnis, obwohl nur seine spätere Frau Kriemhild von seiner Verwundbarkeit weiß. Durch eine List wird ihr dieses Geheimnis jedoch entlockt und Siegfried schlussendlich getötet.
Vielleicht fragen ihr Euch, wo in der Geschichte denn eigentlich Hagen bleibt. Indirekt verbirgt er sich bereits in der Zusammenfassung – denn Hagen ist verantwortlich für Siegfrieds Tod. Um das zu verstehen, muss man noch genauer hinschauen. In der Sage finden sich nämlich mehr Intrigen als in so manch bekannter Fantasy-Serie. Nach Siegfrieds Sieg über den Drachen möchte er die Schwester des Königs Gunter heiraten. Gunter verspricht ihm Kriemhilds Hand, wenn er ihm im Gegenzug hilft, die isländische Königin Brunhild zu heiraten. Brunhild, die magische Fähigkeiten besitzt, besteht darauf, dass ihr zukünftiger Mann sie im Dreikampf besiegen kann. Mithilfe einer List gibt Siegfried sich als Gunter aus und besiegt sie tatsächlich. Zu spät durchschaut sie den Trick und verliert nach der Hochzeit ihre magischen Kräfte.
Die Regisseure Cyrill Boss (oben) und Philipp Stennert (unten)
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Externe Daten ladenHier enden die Tücken allerdings noch nicht. In Brunhilds und Gunters Hochzeitsnacht klaut Siegfried den Ring und Gürtel der Braut. Diese findet später Kriemhild und kommt zu fatalen Schlussfolgerungen, mit denen sie Brunhild konfrontiert. Der Skandal ist groß, weshalb Siegfried Gunters Gunst verliert. Sein Gefolgsmann Hagen empfiehlt, sich Siegfrieds zu entledigen. Nachdem sie Siegfried weisgemacht haben, seine Hilfe im Krieg zu benötigen, fragt Hagen Kriemhild nach Siegfrieds verwundbarer Stelle, um ihn vermeintlich besser schützen zu können. Dieser nutzt sein Wissen jedoch zum Mord an Siegfried, womit der erste Teil der Nibelungensage endet.
In der Neuinterpretation des Nibelungenlieds nähert sich die Constantin Film der Titelfigur Hagen jedoch nicht als Antagonist. Das renommierte Regie-Duo aus Cyrill Boss und Philipp Stennert erzählt die Sage basierend auf Wolfgang Hohlbeins Roman Hagen von Tronje, der bereits eine andere Version der Geschichte zeichnete. Geplant sind sowohl ein bildgewaltiger Spielfilm als Event für die Kinoauswertung als auch eine sechsteilige Serie für die Bildschirme; die Produktionen unterscheiden sich durch eine andere Erzählperspektive. Beide Ausnahme-Produktionen gewähren dem Publikum einen neuen Blick auf vermeintlich altbekannte Charaktere. Hier eine kurze Zusammenfassung, was die Zuschauer*innen erwartet:
Der Burgunder Waffenmeister Hagen von Tronje hält mit Pflichtbewusstsein und eiserner Härte das von Krisen geschüttelte Königreich zusammen. Dabei unterdrückt er die heimliche Liebe zur Königstochter Kriemhild und verdrängt seine eigene dunkle Vergangenheit. Als der berühmte Drachentöter Siegfried von Xanten in Worms auftaucht und mit seiner Unberechenbarkeit die alten Strukturen gefährdet, wird Hagen zunehmend zur tragischen Figur. Der junge und durch den plötzlichen Tod seines Vaters noch unerfahrene König Gunter sieht in Siegfried eine Chance, das Reich zu retten. Er bittet ihn um Hilfe, ausgerechnet die gefährliche Walküre Brunhild zur Frau zu nehmen. Als sich Kriemhild in Hagens Widersacher Siegfried verliebt, muss er sich zwischen Liebe und Königstreue entscheiden. Hagen von Tronje wird dabei herausfinden, wer er wirklich ist.
Eine nicht minder spannende, aber umso vielschichtigere Variante der weltberühmten Sage also. Noch neugieriger auf das Projekt macht der großartige Cast, den Constantin Film vor Kurzem verkündet hat: In der Rolle der Titelfigur Hagen ist der niederländische Schauspieler Gijs Naber („The Story of my Wife“) besetzt, Jannis Niewöhner („Jugend ohne Gott“, „Je suis Karl“) verkörpert den Antagonisten Siegfried. Lilja van der Zwaag gibt ihr Spielfilmdebüt als Kriemhild und Dominic Marcus Singer („Der Pass“) spielt Gunter. Weitere Rollen übernehmen Rosalinde Mynster (Brunhild), Jördis Triebel (Ute) und Jörg Hartmann (Dankrat).
HAGEN ist eine Eigenproduktion der Constantin Film mit Martin Moszkowicz und Oliver Berben als Executive Producer. Die deutschen Streaming- und Free-TV-Rechte für Film und Serie werden von RTL Deutschland für RTL+ ausgewertet.