05.11.2021
„Wir leben im Zeitalter der Empörung. Die Erregungskurve im Internet ist stets bei 100 Prozent. Jeder Mensch ist durch die sozialen Medien heute nicht nur ein Empfänger von Nachrichten, er kann auch ein sehr mächtiger Sender sein. Und was er sendet, unterliegt kaum einer Kontrolle.“
So beschreibt Bestseller-Autor Ferdinand von Schirach den Kern seines neuen Werks FERDINAND VON SCHIRACH – GLAUBEN. Nach bisherigen Erfolgen wie Verbrechen (2009), Schuld nach Ferdinand von Schirach, großen TV-Events wie Terror – Ihr Urteil oder Gott von Ferdinand von Schirach und dem Kinoerfolg Der Fall Collini feiert der ehemalige Strafverteidiger mit FERDINAND VON SCHIRACH – GLAUBEN eine besondere Premiere. Zum ersten Mal verfasste er ein Drehbuch als alleiniger Autor – und das mit Erfolg. Das internationale Festival CANNESERIES zeichnete die Serie nicht nur für das beste Drehbuch, sondern auch mit dem Dior Grand Prize für innovatives Storytelling aus. Damit sorgte die Großproduktion der MOOVIE bereits vor ihrer Erstausstrahlung (ab sofort exklusiv bei RTL+) für großes Aufsehen.
In GLAUBEN transportiert der Bestsellerautor Ferdinand von Schirach den Wormser Justizskandal aus den Jahren 1993 bis 1997 mit einer eigenen fiktiven Geschichte in die Gegenwart. Dieser Eklat umfasst drei Strafprozesse vor dem Landgericht Mainz, in denen 25 Männer und Frauen des massenhaften Kindesmissbrauchs angeklagt waren. Die Serie greift auf eine einzigartige Weise die damaligen Geschehnisse auf:
Ein Kinderarzt in der Kleinstadt Ottern diagnostiziert bei einem Mädchen körperliche Spuren einer Vergewaltigung und bringt damit einen Missbrauchsprozess von ungekanntem Ausmaß ins Rollen: Der junge Staatsanwalt Cordelis (Sebastian Urzendowsky) erhebt umgehend Anklage gegen 26 Bewohner und Bewohnerinnen der Kleinstadt, denen vorgeworfen wird, einen Kinderpornografie-Ring betrieben zu haben. Der Fall erregt landesweite Aufmerksamkeit, in den sozialen Medien wird schnell die Forderung nach der “Todesstrafe für Kinderschänder” laut. Der spielsüchtige Berliner Strafverteidiger Schlesinger (Peter Kurth) soll im Auftrag der kriminellen Geldeintreiberin Azra (Narges Rashidi) einen der Angeklagten (Michael Pink) vertreten. Doch so eindeutig der Fall in den Augen der Öffentlichkeit scheint – für Schlesinger ist schnell klar, dass hier etwas nicht stimmt. Die Anklage stützt sich auf über 300 Interviews, die eine engagierte Sozialpädagogin (Katharina Marie Schubert) mit mutmaßlich betroffenen Kindern führte. Die Ermittlungen durch die Polizei unter der Leitung von Hauptkommissarin Laubach (Désirée Nosbusch) blieben hingegen ergebnislos. Bald kämpft Schlesinger nicht nur für seinen Mandanten, sondern auch gegen Vorverurteilungen, Fehldiagnosen, suggestive Befragungsmethoden und die Mühlen der Justiz selbst.
Während Schirachs Werke bislang dafür bekannt waren, die Grenzen zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch zu thematisieren, rückt in FERDINAND VON SCHIRACH – GLAUBEN ein anderes Motiv in den Vordergrund. Es geht um gesellschaftliche Dynamiken wie Hysterie und Selbstjustiz, welche durch die sozialen Medien nur noch verstärkt werden. Öffentliche Debatten verlagern sich zunehmend in das Internet, wo emotionalisierte Reaktionen, wie Empörung und Wut, oft die objektive Auseinandersetzung mit komplexen Themen verhindern. Berechtigte und nachvollziehbare Sorgen, wie die um das Wohl der Kinder, können in aufgeheizten Online-Debatten zu Vorverurteilungen, Pauschalisierungen und blankem Hass führen. Ferdinand von Schirach sah hier eine Übereinstimmung mit der medialen Berichterstattung 1993 in Worms: „Die allgemeine Empörung, der ungebremste Hass und die furchtbare Hysterie damals ist den heutigen gesellschaftlichen Zuständen sehr ähnlich. Es lag deshalb für mich nahe, aus den Wormser Missbrauchsprozessen eine Serie zu machen, die in der Gegenwart spielt und alle neuen Elemente aufnimmt, mit denen wir heute leben müssen.“
In den damaligen Missbrauchsprozessen stellte sich lediglich ein junger forensischer Psychologe gegen die gravierenden Anschuldigungen. In FERDINAND VON SCHIRACH – GLAUBEN sind es nun ein verschuldeter Anwalt und eine gewitzte Kriminelle, die der öffentlichen Hysterie kritische Vernunft entgegensetzen – beide fernab von missionarischen Ambitionen oder Gesinnungsethik, wie Schirach betont.
„GLAUBEN ist ein Format über unsere Zeit, über die Welt, in der wir heute leben. Es erzählt die Geschichte eines allgemeinen Versagens der Gesellschaft. Ich bin sicher, dass es zu einer breiten Diskussion darüber führen wird, wer wir heute sein wollen“, fasst von Schirach schlussendlich treffend zusammen.
Die siebenteilige Serie läuft ab sofort im Angebot von RTL+. Im Dezember öffnet sich die Serie einem noch größeren Publikum und startet mit der Free-TV-Ausstrahlung auf VOX.