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Die Banalität des Bösen – Produktionseinblicke in DIE WANNSEEKONFERENZ

„Es ist ein beeindruckend guter Film, den wir gleich sehen werden – und ein schwer zu ertragender, ein verstörender Film. Was mit Unbehagen beginnt, wird zum Entsetzen, so jedenfalls erging es mir; ein Entsetzen, das noch anhält, wenn der Abspann lange vorbei und der Bildschirm schwarz geworden ist.“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier fand klare Worte bei der Filmpremiere von DIE WANNSEEKONFERENZ am 18. Januar 2022, zwei Tage vor dem 80. Jahrestag eines prägenden Ereignisses in der deutschen Geschichte. Das Kammerspiel von Regisseur Matti Geschonneck schildert anhand des „Besprechungsprotokolls“ von Adolf Eichmann ein Treffen führender Vertreter des NS-Regimes am 20. Januar 1942 in einer Villa in Berlin-Wannsee. Auf der Tagesordnung stand die sogenannte „Endlösung der Judenfrage“: Die Organisation des systematischen, millionenfachen Massenmords an den Juden und Jüdinnen Europas. Der eindrucksvolle Film, eine Co-Produktion von ZDF und Constantin Film, steht in der ZDF-Mediathek zur Verfügung. Es wird online von einordnenden Angeboten begleitet.

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Von links: Oliver Berben, Elke Büdenbender, Frank-Walter Steinmeier

Das Grauen der Normalität

Geschonnecks Darstellung dieser „Besprechung mit anschließendem Frühstück“, wie Gastgeber Reinhard Heydrich den Termin einst betitelte, zeigt die Grausamkeit in der Trivialität der Handlung. Drehbuchautor Magnus Vattrodt sieht in dem Kammerspiel eine Annäherung an das Geschehene: „Es ist der Versuch, diese Banalität des Bösen greifbar zu machen. Die Normalität der Konferenz, mit ihren kleinlichen Streitereien um Zuständigkeiten und Befugnisse und Eitelkeiten, mit ihren bürokratischen Spitzfindigkeiten. Die Normalität der Täter.“

Wie genau die Konferenz abgelaufen ist, lässt sich heute nicht mehr eindeutig sagen. Das Besprechungsprotokoll ermöglicht es jedoch, die Abläufe zu skizzieren. Dass die höchsten NS-Vertreter dort zu Lachsschnittchen und Cognac ganz selbstverständlich über Masseneliminierungen diskutiert haben, wurde von Eichmann in seiner späteren Vernehmung bestätigt. Im gesprochenen Wort erschließt sich so das Grauen der Konferenz. Vattrodt bezeichnet DIE WANNSEEKONFERENZ dementsprechend auch als einen „Film über Sprache gewordene Menschenverachtung“. Das Protokoll steckt voller Euphemismen wie „evakuiert“, „entjudet“ oder „sonderbehandelt“ – organisatorische und logistische Begriffe werden zum Deckmantel der geplanten Verbrechen. Matti Geschonneck präsentiert dem Publikum eine rein bürokratische Sprache, wie sie bis heute noch täglich Verwendung findet. Auch der Bundespräsident benennt in seiner Rede eben diese Irritationen:

„Was wir sehen und erleben, ist eine reibungslos funktionierende Verwaltungsmaschinerie, Ressortabstimmungen, Vorlagen und Abläufe, die sich – abgesehen vom Inhalt der Besprechung – in nichts von denen unterscheiden, die es auch heute noch in Ministerien und Behörden gibt.

Es ist eben das Gewöhnliche, das Vertraute, das uns anspringt, entsetzt und verunsichert. Was Geschonneck gelingt, ist eine Inszenierung der Banalität des Bösen.“

 

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Bei all der Unmenschlichkeit hinter den Planungen des 20. Januars 1942 stellt sich die Frage, wie sich ein solcher Stoff überhaupt filmisch umsetzen lässt. Die Produzenten Reinhold Elschot und Friederich Oetker haben darauf nur eine Antwort: „Nach bestem Wissen und Gewissen“. Wie alle Beteiligten des Projekts steckten sie viel Arbeit in die genaue Recherche und Aufarbeitung der Thematik. Nicht ohne dabei auch immer wieder an Grenzen zu stoßen, zu zweifeln und abzuwägen. Für Regisseur Matti Geschonneck war die Arbeit an DIE WANNSEEKONFERENZ eine große Herausforderung, die vor allem darin lag, die richtige Tonlage zu treffen. „Wir wollen vor Augen führen, wozu Menschen imstande sind – in einer nüchtern sachbezogenen Unterredung die Deportation und Vernichtung der gesamten jüdischen Bevölkerung Europas organisatorisch sicherzustellen“, wie Geschonneck es ausdrückt.

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Fiktion und Realität

DIE WANNSEEKONFERENZ beruht auf dem einzig erhalten gebliebenen Exemplar des Ergebnisprotokolls jenes Tages, alle anderen wurden vernichtet. Trotz der Bemühungen um historische Genauigkeit und die Recherche aller Beteiligten handelt es sich bei dem Kammerspiel um ein fiktionales Werk. Dies betont Fachberater Prof. Dr. Peter Klein vom Touro College Berlin: „Selbst, wenn Eichmanns Erinnerungen konsistent und die Sitzung durch ein Wortprotokoll überliefert wären – ein Film hierzu bliebe Fiktion. Die Auswahl der Akteur*innen, deren Mimik, Gestik und Sprachmelodie sind bereits dramaturgische Entscheidungen.“ Bei einem solchen Projekt geht es um Kontextentscheidungen, eine Einbettung des Films in historische Perspektiven und geschichtswissenschaftliche Einordnungen. Geschonneck ergänzt dazu: „Ein fiktionaler Film kann nicht einen Wahrheitsanspruch stellen. Mir ging es um die Vermittlung dieses ungeheuerlichen Vorgangs mit meinen Mitteln.“

 

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Geschonnecks eigene Interpretation findet sich zum Beispiel in der Besetzung der teilnehmenden NS-Mitglieder wieder: Es ging ihm dabei weniger um eine physiognomisch akkurate Darstellung.  In Wirklichkeit war der Großteil der beteiligten Personen noch recht jung. So war der jüngste Teilnehmer (Dr. Rudolf Lange) gerade einmal 31 Jahre alt. Statt der genauen Nachzeichnung der Charaktere setzte Geschonneck auf die Interaktion des Ensembles, denn die Hauptrolle bei diesem Film spielt in seinen Augen keine Person, sondern die Konferenz selbst. Geschonneck bemühte sich um die Darstellung eines eigentlich unvorstellbaren Vorgangs: „Es ging um Völkermord. Das ist gewiss in seiner Art ein singulärer Vorgang in der Geschichte. Das war mal Gegenwart und vor gar nicht so langer Zeit. Und dessen sollten wir uns bewusst sein. Das war mal ein Heute.“

 

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DIE WANNSEEKONFERENZ ist in der ZDF-Mediathek abrufbar. Der Film wird von einordnenden Angeboten begleitet.