31.12.2021
Weit über die Grenzen Berlins bekannt, berühmt und berüchtigt in der Theaterszene weltweit – so steht er da seit über 100 Jahren: der Friedrichstadt-Palast. 1984 wurde er in der DDR neu errichtet – unweit seines alten Standorts, mitten in Mitte und nur unweit von der damaligen Grenze zwischen Ost- und Westberlin. Wie vielen Orten in Berlin wohnt dem Friedrichstadt-Palast der Geist der gespaltenen deutschen Historie inne. Diese Trennung nahm sich Autorin Rodica Doehnert zum Gegenstand, als sie gefragt wurde, ob sie das Drehbuch zu einer Serie über das Revuetheater an der Friedrichstraße verfassen möchte. Das Ergebnis gibt es Anfang des Jahres zu sehen. Das ZDF strahlt DER PALAST als TV-Dreiteiler vom 3. bis 5. Januar jeden Abend um 20.15 Uhr aus. Bereits jetzt ist er außerdem in der ZDF-Mediathek verfügbar.
Vor den Kulissen des prächtigen Show-Etablissements erzählt Doehnert eine Geschichte über die deutsche Trennung: „Die legendäre Showbühne im Osten, in der Friedrichstraße in Berlin-Mitte, liegt nur wenige hundert Meter von der ehemals schwerbewachten Grenze nach Westen entfernt. Die bunte Revue-Welt, die Leichtigkeit des Tanzes sollten im wahrsten Sinne des Wortes die Bühne für eine starke Trennungsgeschichte sein.“
Berlin, Hauptstadt der DDR, 1988/89. Vor der glamourösen Kulisse des Friedrichstadt-Palasts wird eine deutsch-deutsche Familiengeschichte erzählt. Die Solotänzerin Chris steht plötzlich ihrer bis dahin unbekannten Zwillingsschwester Marlene aus Westdeutschland gegenüber. Beide versuchen, hinter das Familiengeheimnis zu kommen, das zu ihrer Trennung kurz vor dem Mauerbau 1961 führte.
Viele Familien teilen das Schicksal der Zwillinge – auseinandergerissen durch den Bau einer Mauer. DER PALAST ist eine Geschichte über Menschen in einem getrennten und sich verändernden Deutschland Ende der 80er Jahre. Einheit entsteht durch die Anerkennung des Trennenden und Respekt für die Biografie des anderen. Auf der größten Theaterbühne der Welt, im glamourösen Milieu des Showbusiness, wird dramatisch und emotional, musikalisch und erotisch, unterhaltsam und komödiantisch speziell über das Leben in der DDR erzählt.
Bereits 2019 schloss sich Regisseur Uli Edel dem Projekt an, ohne das Drehbuch überhaupt zu kennen. Bei seinem ersten Besuch des Revuetheaters bestärkte die berühmte Girlreihe des Friedrichstadt-Palasts ihn in seiner Euphorie. Da ahnte noch niemand etwas von den Herausforderungen, die die Pandemie für das Projekt darstellen würde:
„Bis zu 300 Mann stark war die Crew, davon mehr als 80 Sprechrollen und 140 Tanzbeine, die die Distanzregeln auf der riesigen Bühne des Friedrichstadt-Palastes nur bedingt einhalten konnten. Am Ende drehten wir die 270 Minuten der Serie an 77 Drehtagen über zehn Monate verteilt. Wir mussten die Produktion fünf Mal wegen Corona unterbrechen – öfter als all die anderen Filmproduktionen. Ich arbeitete zum ersten Mal mit so vielen Tänzerinnen (70) und einer Handvoll Tänzern, die zusammen aus 30 Ländern kamen.“
Auch die pandemiebedingte Schließung des Theaters stellte die Produktion vor neue Herausforderungen. Was nach mehr Drehzeit klingt, zerplatzte aufgrund der Renovierungsarbeiten am Friedrichstadt-Palast. Die Crew war folglich gezwungen, nachts zu filmen – eine immense Anstrengung für die tanzenden Darsteller*innen. Mehr Einblick in die Ergebnisse der Dreharbeiten bietet der Trailer zum Event-Mehrteiler:
Für Uli Edel war auch die Besetzung von Chris bzw. Marlene keine einfache Aufgabe, da die Schauspielerin mit dem tänzerischen Können eines professionellen Ensembles mithalten musste: „Die Schwierigkeit war, eine junge Schauspielerin zu finden, die sowohl das Interesse des Zuschauers dreimal 90 Minuten halten kann als auch die Solistin glaubhaft tanzt, das heißt die Beste von den 32 exzellenten Tänzerinnen verkörpern kann.“ Letztlich überzeugte Svenja Jung den Regisseur schnell beim Casting und durfte sich der Doppelrolle widmen. Drei Monate bereitete sie sich tänzerisch auf die Rolle als Chris vor. Vor allem die Girlreihe brachte Jung an ihre Grenzen. Ballettdirektorin Alexandra Georgieva guckte mit kritischstem Auge auf ihre Leistung, bis alles perfekt saß.
Gleichzeitig arbeitete die Schauspielerin ihre Stimme und Bewegungsqualitäten aus, um zwei gänzlich unterschiedliche Charaktere glaubhaft zu verkörpern. Svenja Jung sagt zu ihren Rollen: „Chris ist Tänzerin am Palast, Marlene arbeitet im Familienunternehmen, welches sie einmal übernehmen soll. Somit trennt die beiden physisch einfach schon sehr viel. Wo Chris sich im ganzen Raum und mit dem ganzen Körper bewegt, Dinge aber eher nicht sofort anspricht, ist Marlene etwas steifer in ihrer Haltung und direkter in ihrer Art sich auszudrücken.“
Die Geschichte der beiden Schwestern ist geprägt von Geheimnissen und schmerzvollen Erfahrungen einer Familie. Wie es zur Trennung der Zwillinge kam und ob sie wieder zusammenfinden, gilt es in wenigen Tagen herauszufinden. Falls noch nicht durch die Mediathek gestöbert wurde, verzaubert DER PALAST ab dem 3. Januar mit Tanz, Glanz und Schweiß vor der großartigen Kulisse des Friedrichstadt-Palasts die Wohnzimmer zuhause. Dann strahlt das ZDF den Fernsehmehrteiler an drei Folgeabenden aus.